Mit dem neuen EV6 bietet Kia einen reichweitenstarken Stromer mit 800-Volt-Schnellladefähigkeit und unverwechselbarem Design am Crossover-SUV-Markt.
Wir haben im Guten Tag Österreich Autotest den neuen Kia EV6 GT-Line in der Allradversion mit 77 kW-Batterie ausführlich getestet und waren überrascht.
Der knapp 4,70 Meter lange EV6 ist der erste Kia, der auf der neuen, speziell für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) konzipierten Plattform des Unternehmens basiert. An der Fahrzeugfront wurde das Kia-typische „Tigergesicht“ für die digitale Ära weiter-entwickelt. Einen Teil des neuen „Digitalen Tigergesichts“ bildet das elegante, modern gestaltete Tagfahrlicht mit einem dynamischen, sequenziellen Lichtmuster. Darunter befindet sich ein flacher Lufteinlass, der optisch die Breite der Fahrzeugfront unterstreicht und zudem die Hightech-Ausstrahlung verstärkt.
Die Seitenansicht zeigt eine Crossover-inspirierte Ästhetik, die modern, elegant und aerodynamisch ist. Eine Charakterlinie, die das Profil optisch verlängert, läuft unten an den Türen entlang und schwenkt dann nach oben zu den hinteren Radläufen. Am Heck, dessen Design zugleich auf maximale Aerodynamik abzielt, sind in die sich verjüngenden C-Säulen hochglanzschwarze Einsätze integriert, die den Eindruck erwecken, als setze sich hier das Fensterglas fort. Oberhalb davon befindet sich ein auffälliger, flügelartiger Dachspoiler. Er leitet den Luftstrom zu einem tieferen Spoiler, der den oberen Abschluss der einzigartigen Rücklichteinheit bildet.
Je nach persönlicher Präferenz kann der Fahrer des EV6 mit der serienmäßigen „Drive Mode Select“-Funktion zwischen den drei Fahr-modi „Eco“, „Normal“ und „Sport“ wählen. Dabei werden das verfügbare Drehmoment, die Lenkung, das Stabilitätsprogramm und die energieverbrauchenden Systeme so geregelt, dass in jedem Modus ein optimales Fahrerlebnis gewährleistet ist.
Bei unseren Testwagen sorgt ein „Disconnector Actuator System“ (DAS) für einen nahtlosen Übergang zwischen Heck- und Allradantrieb. Der Hauptantrieb erfolgt über die Hinterräder, die Vorderräder werden bei Bedarf zugeschaltet. Dabei passt sich das System automatisch den Fahrbedingungen und den Eingaben des Fahrers an. Wenn mehr Leistung und eine höhere Fahrstabilität gefordert sind, wird mithilfe des DAS zusätzlich der Frontantrieb aktiviert. Durch eine Kupplung an der Antriebsachse, die mit einem motorischen Aktuator arbeitet, kann die Antriebsverbindung zu den Vorderrädern innerhalb von 0,4 Sekunden hergestellt oder auch wieder getrennt werden. Durch das Umschalten vom Allrad- in den Heckantrieb reduziert das System den Stromverbrauch, indem es Schleppverluste durch den Elektroantrieb der Vorderachse verhindert. Das Entkoppeln des Frontmotors ermöglicht im Heckantriebsmodus zudem ein dynamischeres Fahrverhalten. Die Reichweite lässt sich so mit der DAS-Technologie um bis zu 8 Prozent erhöhen.
Der Kia EV6 mobilisiert mit Heck- und Frontmotor insgesamt 239 kW (325 PS) und 605 Nm Drehmoment. Dieser leistungsstarke Antrieb ermöglicht es, in nur 5,2 Sekunden auf Tempo 100 zu sprinten. Bei 185 ist jedoch Schluss mit lustig.
Laden lässt sich der Kia EV6 ohne zusätzliche Komponenten oder Adapter an 800- und 400-Volt-Ladestationen. Dadurch ist es bei allen Antriebsvarianten möglich, den Akku in nur etwa 20 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufzuladen. Und um ca. 100 Kilometer Reichweite „nachzutanken“, benötigte unser Testfahrzeug bei einer 150 Kilowatt-Ladestation zum Beispiel gerade einmal 5 Minuten – und das ist doch beachtlich.
Im EV6 lassen sich aber auch längere Pausen komfortabel verbringen: Der „Utility Mode“ (Nutzungsmodus) ermöglicht es, wichtige Systeme weiter zu betreiben, wenn das Fahrzeug abgeschaltet ist. In diesem Modus versorgt die Hochspannungsbatterie die Klimaanlage, die Beleuchtung und das Infotainmentsystem. Es besteht daher nicht die Gefahr, durch die Nutzung dieser Systeme die 12-Volt-Batterie zu entladen.
Das Innenraumdesign ist eindeutig ein Produkt der Elektrofahrzeug-Ära und profitiert stark von der neuen Plattform E-GMP. Trotz seiner kompakten äußeren Dimensionen verfügt der EV6 aufgrund seines Radstands von 2,90 Metern über ein ähnliches Raumangebot wie ein Mittelkasse-SUV. Eines der auffälligsten Elemente im Innenraum ist das gewölbtes Panoramadisplay, das den Touchscreen des Navigationssystems und als zweiten Bildschirm das volldigitale Kombiinstrument beinhaltet (beides serienmäßig). Die schlichte Formensprache dieses nahtlosen Doppeldisplays und des Armaturenbretts geben dem Interieur eine offene Atmosphäre.
Steht der EV6 still, genießen Fahrer und Beifahrer den Komfort der Premium-Relaxion-Sitze (optional). Sie lassen sich per Knopfdruck in eine bequeme Liegeposition fahren und können bei Park- oder Ladestopps für erholsame Pausen genutzt werden. Die Leichtbausitze sind besonders schlank konstruiert und tragen dadurch ebenfalls zum großen Raumangebot des EV6 bei. In allen Bereichen des Interieurs kommen hochwertige und strapazierfähige Materialien mit angenehmer Haptik zum Einsatz. Dabei wurde besonderer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, von veganen Sitzbezügen in Leder- oder Wildlederoptik (ausstattungsabhängig) bis zu Stoffen und Teppichen aus recyceltem Kunststoff, dessen verwendete Menge 111 Halbliter-Plastikwasserflaschen entspricht.
Das ergonomisch gestaltete Cockpit bietet alle Voraussetzungen für ein intuitives Fahrerlebnis. Der elektronische Drehregler, mit dem per „Shift-by-Wire“-Technologie das einstufige Reduktionsgetriebe gesteuert wird, befindet sich neben dem Startknopf auf der Mittelkonsole. Die Bedienelemente für die wichtigsten Fahrerassistenzsysteme sind ins elegante Lenkrad integriert. Ebenfalls bequem zu erreichen sind die Sensortasten für die Lenkradheizung sowie für die Sitzheizung vorn (serienmäßig) und die Ventilation der Vordersitze (optional).
Der EV6 zeichnet sich durch eine intelligente Anordnung der Interieurelemente und eine hohe Flexibilität aus. Er bietet eine Vielzahl von Ablagen und einen 490 Liter fassenden Gepäckraum. Werden die Sitze der zweiten Reihe umgeklappt, wächst dessen Fassungsvermögen auf 1.300 Liter. Schallabsorbierende Materialien im Boden, in den Radhäusern, den Türen, der Heckklappe und den Reifen reduzieren Straßen- und Windgeräusche und sorgen zusammen mit Front- und Seitenscheiben aus Akustikglas für einen äußerst niedrigen Geräuschpegel.
Bei dem Kia EV6 finden wir eine Reihe von Technologien, die die Sicherheit, die Konnektivität und das Infotainment optimieren. Sie wurden entwickelt, um das Reisen sicherer, bequemer und stressfreier zu machen. Zu dieser umfangreichen Palette modernster Assistenzsysteme gehört zum Beispiel der Autobahnassistent mit Spurwechselunterstützung dessen stressreduzierende Wirkung besonders auf längeren Fahrten spürbar wird. Er baut auf dem serienmäßigen Stauassistenten auf, der das Fahrzeug mittig in seiner Fahrspur hält. Der mit Radarsensoren arbeitende Autobahnassistent II sorgt für den Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Verkehr, unterstützt das Lenken – wobei die Hände am Lenkrad bleiben müssen – und übernimmt das Beschleunigen und Bremsen, während der Fahrer das Fahrumfeld überwacht. Durch die Kombination mit der navigations-basierten adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage mit Kurvenfunktion, die zur Serienausstattung gehört, kann der Autobahnassistent II vor Kurven die Geschwindigkeit frühzeitig reduzieren, um danach wieder auf die eingestellte Reisegeschwindigkeit zu beschleunigen. Falls ein benachbartes Fahrzeug dem EV6 gefährlich nahekommt, hilft das System dabei, durch Anpassen des Kurses auch seitlich den nötigen Sicherheitsabstand herzustellen, um eine Kollision zu vermeiden. Außerdem kann es oberhalb einer bestimmten Geschwindigkeit eigenständig einen Fahrspurwechsel durchführen, sobald der Fahrer in die entsprechende Richtung blinkt. Voraussetzung ist auch hierbei, dass beide Hände am Lenkrad bleiben.
Für Sicherheit beim Fahrspurwechsel sorgen zwei weitere Systeme. Der aktive Totwinkelassistent mit Lenk- und Bremseingriff. Er erkennt herannahende Fahrzeuge in den toten Winkeln und warnt den Fahrer bei Bedarf davor, die Spur zu wechseln. Versucht er es dennoch, erfolgt zur Vermeidung einer Kollision automatisch ein Lenk und Bremseingriff. Der Totwinkelassistent mit Monitoranzeige gewährt dem Fahrer zudem direkten Einblick in die toten Winkel. Je nachdem, ob er den linken oder rechten Blinker setzt, erscheint auf dem Bildschirm des volldigitalen Kombiinstruments das Bild der linken oder rechten Seitenkamera.
Bei Dämmerung und Dunkelheit tragen gute Sichtverhältnisse entscheidend zur Sicherheit bei. Um eine bestmögliche Ausleuchtung der Fahrbahn zu gewährleisten, verfügt der Kia EV6 über adaptive Dual-LED-Scheinwerfer. Bei diesem neuen intelligenten Scheinwerfersystem lässt sich jede LED separat regulieren, was eine äußerst präzise Lichtgestaltung ermöglicht. Gesteuert wird die Helligkeit der einzelnen LEDs über eine Frontkamera mit Fahrzeugerkennungstechnologie. Dadurch werden entgegenkommende und vorausfahrende Fahrzeuge in Echtzeit vor Blendungen geschützt. Der Fahrer kann daher das Fernlicht permanent eingeschaltet lassen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu beeinträchtigen.
Für mehr Sicherheit sorgen auch der Müdigkeitswarner und der intelligente Geschwindigkeitsassistent, die beide zur Serienausstattung gehören. Der Müdigkeitswarner bewertet aufgrund der Analyse verschiedener Fahrparameter und der Fahrzeit, wie aufmerksam der Fahrer ist. Das System empfiehlt ihm durch eine Anzeige in der Instrumenteneinheit eine Pause, wenn der Wert auf der fünfstufigen Bewertungsskala unter „1“ sinkt. Der Geschwindigkeitsassistent erkennt per Kamera Verkehrsschilder und bezieht zudem die Daten des Navigationssystems mit ein, um auf bestehende Tempolimits und andere wichtige Fahrinformationen hinzuweisen. Ist das System aktiviert, warnt es den Fahrer bei Bedarf optisch und akustisch. Es bietet zudem die Möglichkeit, das registrierte Tempolimit automatisch in die Geschwindigkeitsregelanlage zu übernehmen.
Vollen Überblick beim Parken und Manövrieren liefert die Rundumsichtkamera, die auf dem Navigationsdisplay eine 360-Grad-Ansicht aus der Vogelperspektive zeigt. Sicherheit beim Zurücksetzen aus Einfahrten oder quer zur Fahrbahn liegenden Parklücken bietet zudem der optionale Querverkehrswarner hinten inklusive. Er überwacht die toten Winkel an beiden Seiten und führt, falls ein Fahrzeug den Weg des EV6 kreuzt, bei Bedarf automatisch einen Bremseingriff durch, um eine Kollision zu vermeiden.
Bei besonders engen Parklücken oder Garagenplätzen können die kniffligen Ein- und Ausparkmanöver dem optionalen Remote Parkassistenten überlassen werden. Das mit Kameras und Ultraschallsensoren arbeitende System kann den EV6 selbstständig ein- und ausparken, auch wenn sich der Fahrer nicht im Fahrzeug befindet. Der Assistent erkennt passende Parklücken – sowohl längs als auch quer zur Fahrbahn liegende – und steuert das Fahrzeug dann hinein, wobei Gas, Bremse und Schaltung automatisch betätigt werden.
Auch nach dem Parken sorgt der EV6 weiterhin für Sicherheit: Wenn ein Fondpassagier ein herannahendes Fahrzeug oder Fahrrad übersieht und dennoch versucht, die Tür zu öffnen, tritt der Ausstiegsassistent in Aktion. Er verriegelt in dem Fall automatisch die hinteren Türen und schlägt akustisch und optisch Alarm. Andererseits kann der EV6 Türen auch selbstständig öffnen, wie die sensorgesteuerte elektrische Heckklappe beweist. Wenn das System den Smart-Key hinter dem Fahrzeug ortet, zum Beispiel in der Tasche des Fahrers, der gerade keine Hand frei hat, öffnet es automatisch die Heckklappe. Zur bequemen und intuitiven Nutzung des Fahrzeugs tragen darüber hinaus der schlüssellose Zugang per Smart-Key und Türgriffen mit automatischer Flush-Funktion sowie die programmierbaren Fahrerprofile bei.
Der Kia EV6 bietet 7 Jahre Werksgarantie – diese schließt auch die Antriebsbatterie mit ein. Damit verfügt der EV6 über eine der umfassendsten Herstellergarantien für Elektroautos in Europa. Der Kostenpunkt für unser Testfahrzeug in der Ausstattungsvariante Premium liegt in Österreich aktuell bei € 64.490.-