Brachflächen, also bereits verbaute Gewerbe- oder Industrie-Grundstücke, stellen eine erhebliche Flächenreserve für Betriebsansiedlungen in Niederösterreich dar. Am 17. April veranstaltete die Wirtschaftsagentur ecoplus dazu die Fachveranstaltung REDUCE | REUSE | RECYCLE: LEERSTAND SINNVOLL NUTZEN in St. Pölten.
ecoplus Geschäftsführer Helmut Miernicki konnte rund 120 Interessierte am ehemaligen Glanzstoffareal begrüßen. Im Rahmen der Veranstaltung gaben Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten des Brachflächenrecyclings und der Flächenmobilisierung.
Wir waren bei der Veranstaltung mit der Kamera dabei und konnten interessante Einblicke und Interviews einfangen.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki und Unternehmer Ludwig Josef Starkl informierten zu diesem Thema auch in einer Pressekonferenz im St. Pöltner Landhaus.
„Wir leben in einem Land mit einer unvergleichlichen Lebensqualität. Das liegt zum einen an der intakten Umwelt und zum anderen an einem aktiven Wirtschaftsstandort, wo es den Menschen möglich ist, Arbeit zu erhalten und wo sie Kaufkraft generieren können. Auch hier sind wir sehr stolz, dass wir im Vergleich mit allen anderen Bundesländern im Bereich der Kaufkraft auf Platz eins liegen“, eröffnete die Landeshauptfrau die Pressekonferenz. Die Aufgabe seitens der Politik gemeinsam mit der Wirtschaft sei es, weiterhin für Rahmenbedingungen zu sorgen, damit das Land lebens- und liebenswert bleibe. „Hier ist es unser ganz großes Ziel, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. Selbstverständlich spielen in diesem Themenfeld Betriebsansiedlungen eine wesentliche und zentrale Rolle.“ Trotz aller Diskussionen rund um den Flächenverbrauch werde es dennoch weiterhin Flächen brauchen, um das Land weiterentwickeln und Arbeitsplätze absichern zu können. Das Thema Bodenschutz sei laut Mikl-Leitner „selbstverständlich ein ganz wichtiges.“ Dazu habe man schon sehr viele Maßnahmen wie das Raumordnungsgesetz umgesetzt, zudem arbeite man derzeit an der finalen Raumplanung. Weiters habe man im Landtag kürzlich beschlossen, dass neue Betriebsgebiete nur mehr maximal zwei Hektar groß sein dürfen oder andernfalls interkommunal betrieben werden müssen. Zudem habe man mit dem blau-gelben Bodenbonus einen Schwerpunkt auf Entsiegelung gelegt.
Ein weiterer Puzzlestein sei die klimafitte Standortentwicklung, die von ecoplus umgesetzt werde. Seit 2020 mache man in enger Allianz mit den Gemeinden Betriebsgebiete und Areale klimafit. „Wir haben bereits 16 Gemeinden begleiten dürfen und es wurden vier Millionen Euro in klimafitte Maßnahmen investiert. Der Fokus liegt hier auf den vorhandenen und leerstehenden Gewerbe- und Industrieflächen – sogenannte Brachflächen aber auch nicht ausgenutzte Bestandswidmungen“, erklärte sie. ecoplus habe eine landesweite Erhebung durchgeführt, um Flächenreserven systematisch zu erfassen und so leichter einer Nachnutzung zuzuführen. Die Zwischenergebnisse dieser Erhebung würden nun vorliegen: „705 Standorte wurden identifiziert, bei der Mehrheit handelt es sich um Widmungsreserven, aber es sind auch 121 brachliegende Industrie- und Gewerbeareale darunter. Die Standorte haben zusammen eine Fläche von 920 Hektar. ecoplus hat nun das Ziel, Unternehmen bei ihrer Suche nach einem neuen Betriebsstandort vorrangig auf diese Flächen hinzuweisen“, so Mikl-Leitner.
Unternehmer Ludwig Josef Starkl sprach über seine Erfahrungen bezüglich einer neuen Nutzung eines ehemaligen Industrieareals in Pfaffstätten: „Es ist wichtig, alte Betriebsgelände, die nicht mehr genutzt werden, zu revitalisieren.“ Seine Firma habe 2020 in Pfaffstätten ein 220 Jahre altes Areal erworben, generalsaniert und zu einem der modernsten Gartencenter Europas entwickelt. „Das Gelände ist von uns nicht nur behübscht worden, sondern wurde auch thermisch saniert, die elektrischen Anlagen wurden erneuert, es befindet sich eine Photovoltaikanlage am Dach. Und heuer wird noch eine alte Wasserturbine am Gelände wieder in Betrieb gehen, damit sind wir energieautark“, so Starkl, der weiters meinte, dass „dieser Standort in ganz Europa für Furore gesorgt hat. Es ist ein Vorzeigeprojekt was Gartencenter betrifft.“